Kosovo 11.08.2013 - 20.08.2013

10th of August: In Kürze geht es los...

In einigen Stunden geht es los, mein Rucksack ist gepackt und ich warte ungeduldig auf den Morgen, wenn mich das Flugzeug in ein mir vollkommen fremdes Land bringen wird.

Letztes Wochenende haben wir uns alle in Bern getroffen, um die letzten Dinge zu besprechen und uns gegenseitig kennen zu lernen. Schnell gerieten wir in lebendige Gespräche und wären am liebsten gleich los gereist.

Ein Teil der Gruppe reiste bereits voraus und erkundet schon ein wenig Pristina. Für die meisten von uns ist Kosovo noch völlig unbekannt, doch wir freuen uns alle sehr und sind gespannt, was wir alles erleben werden und wie uns das Land aufnehmen wird.

Ich selbst bin besonders gespannt darauf, wie die Menschen sind, ihr Umgang und ihre Sprache. Ausserdem freue ich mich auf die Kunstszene, die wir neben den grossen Politikern auch besuchen werden. Es interessiert mich, was die Künstler ausdrücken möchten und in welcher Form sie es tun. Mit was für Farben, Material und Bildern sie arbeiten und ob sich darin die turbulente Geschichte dieser noch jungen Nation spiegelt.

Fiona Wachberger

11th of August: Ein früher Start

Nach einer kurzen Nacht (der Wecker klingelte um 3.55h) ging es endlich los: Auf nach Kosovo! Schon am Flughafen wurden wird warm empfangen - Eine grosse Menge Kosovaren warteten am Flughafen auf ihre Familienmitglieder, die die Sommerferien im Kosovo verbringen. Nach einer kurzen Taxifahrt kamen wir in unserem Hotel an. Es liegt im Herzen von Pristina und ist klein aber fein. Nach einem kurzen Spaziergang konnten wir schon einen ersten Eindruck dieser lebendigen Stadt gewinnen: sympathische Menschen, laute Strassen, leckerer Kaffee. Am Nachmittag stand unsere erste Gruppenaktivität auf dem Programm: Eine Stadtführung mit lokalem Guide. Nach fleissigem Herumwandern rief irgendwann der Hunger. In einem gemütlichen Gartenrestaurant wurden uns typische kosovarische Gerichte (u.a. Elbasan, Matija, Sarma) aufgetischt. Ausserdem versuchten wir, erste albanische Wörter zu lernen. Doch bei einem Wort wie "Faleminderit" für "Danke" werden wir wohl noch ein bisschen üben müssen. Satt und zufrieden machten wir uns schliesslich auf den Heimweg. Nach all diesen spannenden Erlebnissen liess der Schlaf nicht lange auf sich warten: Kosovo, wir freuen uns auf eine tolle Zeit mit dir!

Chantal Zimmermann

     

12th of August: Kosovo - 1389 und heute

Neben neuen kulinarischen Abenteuern (plastikverpackte, zuckersüsse Schnitten) trafen wir am Frühstücksbuffet auch auf Altbekanntes: Fotzelschnitten! Schweizerisch-heimelig ging es auch gleich weiter: Geschickt uns durch den Markt schlängelnd (auch da hätte es viel zu entdecken gegeben!) trafen wir wenig später in der Schweizer Botschaft ein. Gleich vier offizielle Vertreter erzählten uns von ihren Aufgaben und Herausforderungen im Kosovo - die Beziehung Schweiz-Kosovo ist eine enge und wird wohl auch künftig eine solche bleiben. Danach wurden wir von einem grossen Reisecar abgeholt, mit welchem wir aufs Amselfeld fuhren (Schlacht von 1389). Ardian Arifaj, ein Kosovarischer Journalist, erzählte uns an diesem Zankapfel des Kosovokonflikts lebhaft, aus verschiedenen Perspektiven und oft mit einem Augenzwinkern aus Kosovos Geschichte und Gegenwart. Nicht weit weg betraten wir auch noch das Grab von Sultan Murat, welcher damals auf dem Amselfeld von einem serbischen/albanischen (je nach Perspektive) Kämpfer umgebracht wurde.

Nach dem Mittagessen in einem Fisch-Restaurant versenkte uns die Hitze im Car - die Klimaanlage funktionierte offensichtlich nicht - fast ins Delirium. Glücklicherweise erreichten wir irgendwann dann doch noch Prekaz, wo uns Ardian die Geschichte der UCK und ihrem ersten Anführer Adem Jashari erzählte. Die Gräber des ganzen Jashari-Clans und ihre zerschossenen Häuserruinen stimmten uns bedenklich und vermittelten uns einen ersten Eindruck der Brutalität, mit welcher im Kosovokrieg teilweise gekämpft wurde. Zurück in Pristina, nach Rückfahrt mit Kaffeehalt, trafen wir als letzten Programmpunkt des Tages den Journalisten Adriatik Kelmendi, und zwar direkt an seinem Arbeitsplatz, in einem Studio des Fernsehsenders KTV (Koha TV). Mit Enthusiasmus, Hartnäckigkeit und unter nicht ganz einfachen Bedingungen verteidigt er und sein Team des unabhängigen Fernsehsenders die journalistischen Werte. Als vierte Gewalt im Lande werfen sie einen kritischen Blick auf die Politik und haben sogar schon zwei Präsidenten zum Rücktritt gezwungen. Glaubwürdigkeit ist Adriatiks wichtigstes Kapital, sein Auftreten beeindruckt uns - was aus einem Artikel über Kurt Cobains Tod nicht für eine erfolgreiche Journalisten-Karriere entstehen kann!

So beenden wir den langen, informationsreichen Tag mit einem guten Gefühl der Hoffnung - und einem feinen Dinner bei Bier und Wein.

Rahel Estermann

 

  

 13th of August: Auf Augenhöhe mit dem Aussenminister


Kosovo. Tag 3. Keine Zeit um sich auszuhruhen. Direkt nach dem Frühstück in unserem Hotel ging es zu Fuss ins Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Dort erläuterten uns Markus Bächler und seine lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aktivitäten der Schweiz in Kosovo. Die Abteilung in Kosovo ist eines der grössten DEZA-Büros auf dem Balkan und versucht in verschiedenen Themenbereichen dem jungen Staat Unterstützung zu geben.

Kurz vor Mittag wäre dann eigentlich ein Treffen mit dem kosovarischen Aussenminister Enver Hoxhaj auf dem Programm gestanden. Doch daraus wurde erstmal nichts: kurzfristige Regierungssitzung. Wir verstehen das Herr Minister, kein Problem. So machten wir uns auf, die Stadt auf eigene Faust ein wenig zu erkunden.

Nach dem Mittagessen hatte Herr Hoxhaj dann zum Glück doch noch Zeit für uns. Er machte dabei, im Gegensatz zu einigen seiner Mitarbeiter, einen sehr entspannten Eindruck und erläuterte uns die Herausforderungen die sich für Kosovo zur Zeit stellen und nahm sich auch die Zeit, einige Fragen zu beantworten. Auge in Auge mit einem wichtigen Entscheidungsträger auf dem Balkan. Beeindruckend!

Danach ging es sogleich weiter zu Romas in Fushe Kosovo. Sie zeigten uns, wie sie mit der Unterstützung einer NGO Seifen herstellen. Eine gute Gelegenheit, ein paar Geschenke für zu Hause einzukaufen. Noch war der Tag aber nicht zu Ende: Es ging weiter zu Kosovo 2.0. Einem jungen Medienunternehmen, das in den wenigen Jahren seiner Existenz schon für einigen Aufruhr gesorgt hat, da es wichtige Themen anspricht, ohne gross darauf zu achten, wem dabei auf die Füsse getreten werden könnte. Junge Leute voller Drang, in Kosovo etwas zu bewegen. Ich muss mich wiederholen: beeindruckend!
Das wars von Tag 3, bis morgen.

Andreas Reich

 

 

14th of August: Albaner und Serben

Minarett statt Wecker
"Hast du den Muezzingesang gehört um 04:45?" ist die Standardfrage beim Frühstück. Es klingt wunderschön, doch die meisten von uns sind zu müde und schlafen tief und fest um diese Zeit. Unser Fahrer scheint auch verschlafen zu haben, oder der Bus ist "krank", wie er es so nett ausdrückt.

Kriegsopfer
Unser erster Besuch bei dem Humanitarian Law Center in Pristina war schwere Kost für diesen sonnigen Vormittag. Diese NGO dokumentiert Menschenrechtsverletzungen seit 1992 im ehemaligen Jugoslawien, um die Gesellschaft mit der Realität zu konfrontieren. In ihrem Memory Book publizieren sie 13'400 Opfer des Kosovo Konfliktes zwischen 1998 und 2000.

Elefanten im Kosovo
Die Gadime-Höhle zwischen Pristina und Ferizaj war eine willkommene Abkühlung mit ihren 16°C. Mit viel Fantasie erkennt man im Gestein einen Elefantenkopf, einen Adler mit der Kosovokarte oder ein gebrochenes Herz. Um die Dimension einzuschätzen, erzählt man sich, ein Hund sei einem Hasen in die Höhle nachgejagt und 16km weiter entfernt wieder ans Tageslicht gekommen.

Serbische Enklave
In der serbischen Enklave Gracanica, 5km von der Hauptstadt entfernt, fühlen wir uns wie in Serbien - kyrillische Schrift, Preise in Dinar. Bojan Todorovic, junges Mitglied des Gemeinderats erzählte uns von seinem Engagement für seine serbische Bevölkerung und der Akzeptanz, ein Teil Kosovos zu sein. Auf die Frage, wo sie in 10 Jahren stehen werden, wusste er keine Antwort. Dies ist in der Tat DIE Frage für den ganzen Kosovo. Hungrig besichtigen wir das UNESCO-Weltkulturerbe-Kloster in Gracanica.

CIAO
Das serbische Restaurant CIAO in Caglavica können wir allen weiterempfehlen, vor allem die "Stuffed Peppers". Wir freuen uns über den Twittereintrag des Aussenministers Enver Hoxhaj, er hat unseren Besuch gepostet. Nach längerer Suche fanden wir unseren abtrünnigen Fahrer wieder, er hatte sich unbemerkt entfernt...

CPT-Party
Spontan luden uns junge serbische talentierte Künstler aus Gracanica an ihre Party in der Kunstgallerie ein. Sie arbeiten an einem CPT -Projekt (Center for Peace and Tolerance) mit. Diese NGO fördert lokale Institutionen in serbisch dominierten Gemeinden. Erste serbische Verständigungsversuche: "Idem da sapulim zigaretu", soll heissen; Ich gehe mir eine Zigarette anzünden. Nach dieser lustigen, feuchtfröhlichen Nacht wird wohl keiner von uns den Muezzingesang morgen hören…

Antonella Toth

 

 


15th of August: Mitrovica – geteilte Stadt am Ibar

Der fünfte Tag der IFIL-Reise im Kosovo beinhaltete einen Besuch bei der KFOR und einen Ausflug nach Mitrovica, der geteilten Stadt am Ibar im Norden des Landes.

Spät kamen wir am Vorabend zurück ins Hotel, der Tag war lang. Entsprechend erschöpft fielen wir ins Bett. Der Schlaf war unruhig und wurde morgens um vier durch den Ruf des Muezzins unterbrochen.

Gefühlte fünf Minuten später klingelte auch schon der Wecker und ehe wir wussten, was los war, sassen wir auch schon im Bus in Richtung Novo Selo, dem französischen Camp der KFOR. Dort sind auch SWISSCOY-Soldaten stationiert. Beim Campeingang mussten wir dänischen Soldaten unsere Pässe abgeben und wurden dann in Zweierreihe zum Kommandogebäude der Schweizer geführt.

„Per 1. Januar 2013 hat ein Schweizer Oberst das Kommando des Joint Regional Detachement North (JRD North) übernommen und ist für die Liaison and Monitoring Teams (LMT) verantwortlich. Die LMTs sammeln durch direkte Gespräche mit der Bevölkerung und den Behörden Informationen und leiten sie dem Schweizer Oberst weiter. Dieser rapportiert direkt dem Kommandanten der KFOR, der diese Meldungen unter anderem als Basis für operationelle Entscheide nutzt. Die Schweizer erklärten uns ihre spannenden Aufgaben und standen uns dann für Fragen zur Verfügung. Eine Führung durch das Camp folgte der Fragerunde und dann verabschiedeten wir uns von der SWISSCOY.“ (Text Swisscoy)

Wir erhielten unsere Pässe von den Dänen zurück und wurden in unserem Bus nach Mitrovica chauffiert. Mitrovica liegt am Ibar, der die Stadt in ein albanisches und ein serbisches Gebiet teilt. Wir wurden bis zur Austerlitz-Brücke gefahren, wo die Carabinieri Stellung hielten. Am Ende der Brücke hat es eine Strassenblockade aus Betonblöcken und Erde, eine beklemmende Situation. In einem Café am Flussufer trafen wir Armend Baruti, der für Swisspeace arbeitet. Es handelt sich um eine NGO, die zusammen mit der Schweizer Botschaft arbeitet und kleinere, nicht-politische Projekte realisiert. Dazu gehören Arbeitsprojekte, die Serben und Albaner zusammenbringen sollen, um das tägliche Leben zu vereinfachen. Wir passierten die Brücke und die Blockade, nachdem wir mit Roberto, einem charmanten Carabinere, geplaudert hatten. Er war sehr angetan vom hohen Frauenanteil in unserer Gruppe und freute sich, für unsere Kameras posieren zu dürfen.

Nördlich des Ibars angekommen trafen wir Vertreter der NGO «Aktiv», die sich darum kümmert, eine Zivilgesellschaft aufzubauen und im Norden des Kosovos aktiv ist. Mittels Kulturanlässen und Konzerten wollen sie die junge Generation für ihre Anliegen sensibilisieren; wer Lust hat kann auch an den zahlreichen Workshops teilnehmen, die demselben Zweck dienen sollen. Unsere konkreten Fragen zur möglichen Zukunft und zum alltäglichen Leben blieben südlich sowie nördlich des Ibars unbeantwortet. Im Süden war man optimistischer als im Norden, es war jedoch eine gewisse Konsternation und ein Hauch von Hoffnungslosigkeit zu spüren. Vor allem im Norden wirkte es, als sei der Wille zu einer gemeinsamen Zukunft nicht wirklich vorhanden; es schien, als würde er erstickt von einer Lethargie, die sich seit des Zustandekommens des Kosovo-Serbien-Abkommens im Frühling dieses Jahres endgültig breitgemacht hat.

Mauro Werlen

 

 

16th of August: Gespräch mit Eulex Experten und Ausflug ins Rugova Tal

Da wir heute sowie in den nächsten zwei Tagen ausserhalb von Pristina übernachten werden, haben wir unsere Sachen inklusive einer Wanderausrüstung, packen müssen. Nach dem vielfältigen Frühstück sind wir in die Schweizer Botschaften gefahren worden, wo wir einen Schweizer Experten bei der EULEX getroffen haben. Nachher traten wir die Reise nach Peja und weiter ins Rugova Tal an.

Der EULEX Experte hat uns vor Augen geführt, inwiefern die Präsenz der EULEX im Kosovo, die sich für die Untersuchung von in Kosovo begangenen Kriegsverbrechen kümmert, berechtigt ist oder auch kritisiert wird. Dank einer sehr informativen und interessanten Präsentation haben wir erfahren, welche Probleme die EULEX tagtäglich antrifft und wie die Zukunftsaussichten aussehen. Mir persönlich ist die Funktion der EULEX sehr wichtig erschienen, da sie unter anderem eine wichtige Rolle in der Vergangenheitsbewältigung spielt.

Sobald die Präsentation fertig war, sind wir weiter in die westlich gelegene Stadt Peja gefahren. Leider sind wir nur durch die Stadt durchgefahren, um in das Rugova Tal zu gelangen. Peja ist mir weniger hektisch erschienen und vor allem habe ich viel mehr Velofahrer gesichtet, als dies in Pristina der Fall war. Anders als Pristina ist Peja auch von wunderschönen Bergen umgeben, von wo das Rugova Tal anfängt. Die Strassen im Rugova Tal sind sehr kurvenreich und manchmal auch abenteuerlich gewesen, bis wir ein Chalet erreicht haben, in dem wir bei einer kosovarischen Familie übernachten würden. Das Chalet und noch ein paar weitere Familienhäuser sind in einem wunderschönen, ruhigen und sehr abgeschotteten Tal gelegen, wo die kosovarische Familie nur während des Sommers residiert. Auf den umliegenden Weiden habe ich vor allem zusammen spielende Kleinkinder gesehen.

Am Nachmittag haben wir eine kurze Wanderung in der Umgebung des Chalets gemacht und am Abend haben wir ein wundervolles, traditionelles Abendessen im Chalet bekommen, welches die kosovarische Familie für uns zubereitet hat. Das köstliche, traditionelle Essen ist aus mehreren Gängen bestanden und daher sind wir schliesslich mit vollem Bauch zu Bett gegangen. Die Familie ist sehr warmherzig und überaus gastfreundlich gewesen und das Wetter ist grösstenteils schön gewesen. Somit haben wir auch heute eine tolle Erfahrung gemacht!

Ivana Ristic

 

  

17th of August : Monastères et Kulla

Après une bonne nuit dans un cadre montagneux très agréable, nous avons quitté la famille qui nous hébergeait et sommes redescendus dans la vallée pour aller visiter le Patriarcat de Peć/Peja. Il s'agit du lieu où les Patriarches de l'église orthodoxe serbe sont intronisés depuis des siècles, ce qui explique pourquoi cet endroit est considéré comme étant le siège spirituel des serbes orthodoxes. Une fois le contrôle de police passé, nous sommes entrés dans le complexe du Patriarcat où nous attendait une nonne au français quasi impeccable et à la connaissance étendue de ce lieu. Elle nous a expliqué que l'église date du 14ème siècle et que plusieurs phases de l'évolution de l'église orthodoxe y sont visibles. Ses explications étaient très intéressantes mais nous avons malheureusement du filer car une autre visite nous attendait, le monastère de Dečani/Deçan. Le monastère est un très bel endroit où reigne une atmosphère différente: les moines y sont accueillants et l'endroit plus accessible. Le monastère abrite actuellement 25 moines et l'un d'entre eux nous a fait visiter l'église et nous a expliqué la signification des fresques les plus importantes. Nous avons ensuite fait un tour par la boutique du monastère et plusieurs d'entre nous se sont laissés tentés par du miel produit sur place par les moines.

Après un très bon repas à Gjakova, nous sommes partis visiter un important projet géré par Caritas et co-financé par plusieurs organisations dont la DDC (Direction du Développement et de la Coopération). Il s'agit d'un projet visant à améliorer les conditions de vie de la communauté Rom/Ashkali/Egyptian vivant dans un quartier informel de Gjakova dans des conditions précaires. Ces familles ont construit des maisons sur le terrain d'une ancienne usine de tabac, laquelle a été récemment rachetée ce qui signifie que ces familles doivent maintenant quitter l'endroit. Le projet prévoit la construction d'une centaine de maisons à côté de l'ancien quartier pour reloger ces familles dont une partie a déjà pu emménager. L'un des responsables du projet nous a fait visiter les anciennes maisons ainsi que les nouvelles et nous a expliqué les difficultés auxquelles ils ont été confrontés dans la réalisation du projet, notamment la collaboration avec la municipalité à qui appartient le terrain où les nouvelles maisons sont construites. Il y a cependant déjà des résultats car les enfants du quartier vont maintenant à l'école à Gjakova et cette année trois d'entre eux vont commencer l'école secondaire.

Nous avons ensuite flâné un moment à Gjakova dont la charmante vieille ville est en train d'être rénovée afin de lui rendre son aspect initial. La rue principale (Çarshia) est bordée de petites échoppes en bois qui ont brûlé en 1999 mais qui ont été reconstruites depuis. En nous promenant, nous avons reçu des bonbons d'un gentil monsieur lorsqu'il a appris que nous venions de Suisse, confirmant ainsi la bonne image de notre pays au Kosovo. Nous avons ensuite dormi dans une jolie Kulla, une maison fortifiée traditionnelle albanaise, où nous avons encore une fois pu apprécier l'art culinaire kosovar.

Emilie Demaurex

 

 

 

18th of August : Von frittierten Brötchen, Schweizer-Nummernschildern und Papierflugzeugen - ein bunter Tag in Prizren

Nach einer von einem lautstarken Streit zweier kläffenden Hunde geprägten Nacht sitzen wir alle etwas müde und lustlos vor unseren frittierten Brötchen. Unsere Trägheit hält jedoch nicht allzu lange an den schon blasen die Wespen wieder zum Sturm auf unser Frühstück und der Adrenalinspiegel steigt zumindest bei denen, die wie ich panische Angst vor den schwarz-gelben Angreifern haben.

Kurz nach 10h geht’s los nach Prizren. „Appenzell Ausserrhoden!!“ rufe ich ganz aufgeregt Okan und Florian zu, als wir auf der Autobahn ein Auto mit dem Schweizer Nummernschild AR passieren. Nun fehlen nur noch Glarus, Appenzell Innerrhoden und Uri in unserer Schweizer-Autoschilder-gesehen-in-Kosovo-Statistik. Nach einer teilweise abenteuerlichen Fahrt – unser Chauffeur pflegt, wie (gefühlt) alle Kosovaren, stets einen rasanten Fahrstil, gespickt mit kleinen Adrenalinkicks durch das Überholen möglichst grosser Lastwagen in möglichst unübersichtlichen Situationen– kommen wir um die Mittagszeit im Hotel Central an. Nach einer kurzen Dusche und einem Nickerchen machen wir uns auf zu einer kleinen Entdeckungstour. Da gerade Doku-Festival ist, wimmelt es in den Strassen von Hippsters aus aller Welt. Das Ambiente ist sehr schön und diese bunte Menschenmasse beleben die altehrwürdigen Strassen des noch stark osmanisch geprägten Prizrens.

Natürlich hatten wir auch hier Verabredungen mit interessanten Menschen. Im Pressebüros des Filmfestivals treffen wir eine der Organisatorinnen. Vor Energie sprühend und mit einer ansteckenden Art erzählt sie die Geschichte des 2013 zum zwölften Mal durchgeführten Festivals. Damals, drei Jahre nach dem Krieg, gab es immer noch kein einziges Kino in der Stadt. So kam die Idee, einmal im Jahr Filme auf Grossbildschirmen zu zeigen für die Menschen der kinolosen Stadt. 2002 wurde das Festival dann erstmals durchgeführt und ein voller Erfolg. Mittlerweile werden 250 Filme auf Grossleinwänden an fünf verschiedenen Orten in der Stadt gezeigt, gibt es verschiedene Wettbewerbe für Filmschaffende aus der ganzen Welt, Podiumsdiskussionen mit wichtigen Köpfen, Workshops für Kinder, Ausstellungen und vieles mehr. Der Slogan des diesjährigen Festivals heisst „Breaking Boarders“ und solle aufmerksam machen auf die Situation Kosovas, das sich momentan von der internationalen Gesellschaft ziemlich isoliere. Papierflugzeuge auf den Plakaten symbolisierten die Überwindung dieser Grenzen gegen Aussen, erzählt sie uns. Den verschiedenen Sprachen und Menschen in den Strasse nach zu urteilen ist dieses Motto wenigstens für die 10 Tage Filmfestival Realität geworden in Prizren!

Unser nächster Programmpunkt findet um 17h statt und ist eine Podiumsdiskussion zum Thema „Dealing with the Past“. Thema ist der Balkankrieg und spezifisch der Kosovokrieg bzw. die Situation, wie sie jetzt ist zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es diskutieren Zarko Puhovski (Professor für politische Philosophie aus Zagreb), Veton Surroi (kosovo-albanischer Politiker) und Natasa Kandic (serbische Menschenrechtsexpertin). Die Diskussion will, zumindest erscheint es mir so, nicht recht in Gang kommen.

Postum folgt nach des etwas trägen Podiums, zumindest für die Frauen in unserer Gruppe, ein Highlight: Adriatik Kelmendi, welchen wir am Montag getroffen haben und der die heutige Diskussion geleitet hat, kommt zu unserer Gruppe und redet ein wenig mit uns. Von seinen schönen blauen Augen und der lockeren Art ganz entzückt, verabschieden wir uns von ihm und machen uns auf die Suche nach einem schnellen Znacht um dann pünktlich um 20h auf der Burg über der Stadt in einem der Kinos zu sitzen und zum Film das Panorama zu geniessen. Es ist ein herrlich warmer Sommerabend, wir sitzen auf weissen Gartenstühlen vor einer Leinwand, essen Smarties-Cookies und geniessen die wunderbare Atmosphäre. Nicht einmal die riesige Heuschrecke, die während des Films plötzlich auf meinem Zeigefinger sitzt, kann diese auch nur ganz kurz zerstören. Wunderbar!

 

 


19h of August : Selbstbestimmung, Opposition, und Jungunternehmer 

Das Ausschlafen in unserem schönen Hotel in Prizren haben wir alle genossen. Wir haben ausgiebig gefrühstückt, und freuten uns den Tag ausnahmsweise nicht mit frittiertem Brot zu starten. Wir testeten die erst kürzlich gebaute Autobahn auf unserem Weg zurück von Prizren nach Pristina.

Am Nachmittag trafen wir uns mit Albin Kurti, Führer der kosovarischen Organisation Vetëvendosje. Vetëvendosje (albanisch für Selbstbestimmung) wurde vor acht Jahren gegründet, zuerst war es eine NGO und nach zwei Jahren entstand daraus eine politische Bewegung. Heute ist es weder eine NGO noch eine Partei, sie sind somit einzigartig in Ihrem Ansatz und wollen auch so bleiben. Sie sind auch im Parlament vertreten, welches sie als Kampfplatz ansehen. Er hat uns viel über seine Konzepte erzählt und mehrere Intellektuelle wurden zitiert. Falls seine Partei an der Macht wäre, würde er eine andere Form des Kapitalismus wählen und Kosovo`s Recht auf Selbstbestimmung (auch im Bezug auf einen möglichen Zusammenschluss mit Albanien) fordern. Wir durften viele Fragen stellen und er referierte noch einiges über Ethnizität und Nationalität.

Kurz darauf ging es zu unserem letzten Treffen in die Firma Baruti. Zwei Kosovaren, die in der Schweiz aufwachsen sind, ein HSG-Absolvent und ein ehemaliger Devisen-Händler, haben diese Firma in Ihrem Heimatland aufgebaut. Sie haben Ihre Unternehmen vor einem Jahr eröffnet und sind sehr erfolgreich mit Ihrem Konzept. Sie bieten Telefonumfragen auf Deutsch an und haben Kunden aus allen möglichen Branchen. Momentan haben sie 32 Angestellte, sie sprechen alle gut Deutsch, da sie während dem Krieg in ein deutsch-sprechendes Land flüchteten. Es war ein erfrischender Abschluss mit diesen jungen, motivierten Leuten zu sprechen, die im Kosovo schon so viel erreicht haben und noch viele weitere Pläne für neue Unternehmen dort haben.

Schliesslich genossen wir einen fröhlichen Abschiedsabend mit feinem Essen und Wein, glücklich, dass es so eine gelungene Reise war und auch etwas sentimental, da es nun schon fast vorbei war.

Nina Vischer

 

 

20th of August

Am Dienstag flogen die meisten von uns in die Schweiz zurück. Schon beim Einchecken am Flughafen von Pristina wurde klar, dass dieser Flug weder ein Geschäfts- noch ein typischer Ferienflug ist. Wie bereits beim Check-In für den Hinflug hörte ich Albanisch und die vielen Kinder sprachen untereinander oft auch Deutsch oder Französisch. Neben mir konnte ich niemanden ausmachen, der von einer touristischen Reise oder von einem Arbeitsaufenthalt wieder nach Hause flog. Es wurde klar: Die Diaspora flog zurück in die Schweiz. Insgesamt gab es an diesem Dienstag 5 Flüge von Pristina in die Schweiz.

Er sei mit seinen Kindern und seiner Ehefrau für mehrere Wochen zu Besuch bei Familienangehörigen in Gjilan gewesen, erzählte mir mein mitteilungsfreudiger Sitznachbar im Flugzeug. In der Schweiz arbeite er bei den Verkehrsbetrieben Zürich als Buschauffeur. Seine Kinder seien in der Schweiz geboren und hätten zum Kosovo leider nur eine schwache Beziehung. Er freute sich sehr als ich ihm von unserer Reise erzählte und unser Interesse an seiner Heimat machte ihn stolz. Er meinte, wir haben mehr vom Land und mehr Schlüsselpersonen kennengelernt als er je gesehen hätte. Besonders begeistert war er, dass wir uns auch mit dem nationalistischen Politiker Albin Kurti getroffen haben.

Alle Schweizer sollten aus seiner Sicht einmal die Gastfreundschaft und den Arbeitswillen der Kosovaren erleben, erklärte er auf Deutsch mit charakteristischem Akzent. Es würde das Zusammenleben in der Schweiz positiv beeinflussen. Später während des Fluges erklärte er mir anhand der steigenden Qualität der Strassen, dass es aus seiner Sicht seit der Gründung des Staates ständig aufwärts ging. Er sei sicher, dass sich der Kosovo dank des Geschäftswillens und der Tüchtigkeit der Bewohner rasch entwickeln wird.

Florian Borner